Vom „Unland“ zum Highlight
– 50 Jahre Kiefener Osterfeuer
Es begann mit einer gemeindeeigenen Kuhle. Die war Anfang der 1970er Jahre zugeschüttet worden und die Kiefener fragten sich, was sie mit diesem Flurstück anfangen sollten. In den Karten war das Gelände als „Unland“ verzeichnet, also zu kaum etwas zu gebrauchen. Beim jährlichen Buschschneiden am Kiefener Dorfteich kam dann die „zündende“ Idee: „Wir machen dort ein Osterfeuer!“ Gesagt, getan: am Ostersonntag 1975 kamen die Kiefener zu ihrem ersten Osterfeuer zusammen, damals noch im bescheidenen Rahmen. „Gegessen wurde natürlich zu hause. An Bratwurst am Feuer hat niemand gedacht und den Leuten hätte damals wohl auch das Geld gefehlt“, sagt Herbert Otte, der zu der Zeit Kind im Dorf war. Herbert ist einer von sechs Kiefenern, mit denen die 20 Dörfer Post gesprochen hat. Alle sind sich einig, dass die Osterfeuerzeit, die mittlerweile schon Tage vor Ostern beginnt, die schönste Jahreszeit im Dorf ist. Insgesamt etwa 20 Leute gehören zu den Engagierten, die Busch fahren und sich um die Durchführung kümmern. „Andere feiern Karneval, für uns ist das Osterfeuer wie eine fünfte Jahreszeit“, lacht Martin Konau, der zusammen mit seiner Frau Carmen für die Kasse und das Organisatorische zuständig ist. Christoph Grögor ergänzt: „Ich nehme mir für diese Zeit immer Urlaub. Das ist für mich echte Erholung. Man kann machen was man will und mit anderen zusammen viel Spaß haben.“ Highlight auch für umliegende Dörfer Mittlerweile ist das Kiefener Osterfeuer ein Highlight auch für Menschen aus den umliegenden Dörfern. „Früher gab es in jedem Dorf ein Osterfeuer, das ist deutlich weniger geworden“, erklärt Martin. Viele würden am Kiefener Osterfeuer die lockere Atmosphäre schätzen. Auch die Kinder hätten hier immer ihren Spaß, dürften Buden bauen und unter der Aufsicht der Erwachsenen ein bisschen kokeln. Mehrere aus der Gruppe sind schon seit dem Kindes- und Jugendalter dabei. Damals hatte das Kiefener Osterfeuer eine erste abenteuerliche und oft nicht ungefährliche Hochzeit. „Die erste Osterfeuer-Hütte haben wir aus alten Türen gebaut“, erinnert sich Martin. „Sie hat allerdings nur kurze Zeit gehalten.“ Irgendwann kippte ein zu groß gewordener brennender Strohhaufen auf die Hütte. Auch der nächste Unterschlupf nahm ein gefährliches Ende. „Wir hatten ein Erd loch ausgehoben und die Abdeckung mit Grassoden getarnt“, erinnern sich Martin und Herbert. „Dann ist ein Treckerfahrer mit den Vorderrädern in die Grube eingebrochen.“ Zum Glück kam auch hier niemand zu Schaden. Selbst für die Hühner im Dorf waren diese Zeiten nicht ungefährlich. „Die liefen ja damals frei herum“, erzählt Egbert Hauptmann. Da Abenteuer hungrig machen, mussten einige ihr Le ben am Dorfteich lassen, wo sie gerupft und gewaschen wurden. Sie landeten dann mit Beifuß ausgestopft auf dem Feuer. „Das waren aber wohl ziemlich alte Dinger. Die waren zäh wie Leder und kaum zu genießen“, erinnert sich Egbert. Gesitteter wurde es erst, als die Osterfeuerbande selber Kinder hatte. Heiner Baas organisierte ein Zelt und war bereit, mit den Kindern dort zu übernachten und Feuerwache zu halten. Das Osterfeuer wurde so bald zu einem Anziehungspunkt für Eltern, Kinder, Jung und Alt. Und es entwickelten sich neue Traditionen und abendliche Essensrituale – von Döner über Pizza bis Spiegelei.
Selbst der harte Kern möchte oder kann aber heute nicht mehr jeden Abend auf dem Sofa vorm Feuer schlafen. Die Jugend ist da ohnehin anderer Meinung. „Von hinten zieht es und von vorn ist es viel zu heiß“, meint der 13 jährige Hanno Winter als jüngster in der Runde. Er bevorzugt deshalb nachts das heimische Bett. Irgendwann waren an einem Karfreitag Abend viel mehr Frauen als Männer am Osterfeuer. „Die Kondition lässt nach. Die Männer haben sich in den Tagen davor schon verausgabt und liegen am Freitag zuhause im Bett“, erklärt Carmen. Und so wurde die Ladies Night geboren, die seitdem regelmäßig am Freitagabend stattfindet. Zum 50. Geburtstag gibt es besondere Planungen. „Irgendwann möchten wir in diesem Jahr ein Wildschwein auf dem Grill haben“, erzählt Martin. „Und zum Abschluss soll es ein echtes Feuerwerk geben“, ergänzt Christoph. Dazu sind am Sonntag wie immer auch Gäste herzlich willkommen.